Jan 122013
 

Eine Gemeinde in Herrnhut, in der sächsischen Oberlausitz, hatte die Idee, jedem Tag einen Bibelvers zu widmen. Seit 1731 erscheinen die sogenannten Losungsbücher. Die Leserinnen und Leser suchen in diesen Sätzen der Bibel täglich Trost, Inspiration und Herausforderung. Im Jahr 1934 ging eine Bewegung von Kassel aus und jeden Monat wurden Plakate mit Bibelworten aufgehängt. Die Nationalsozialisten reagierten umgehend mit einem Verbot dieser Plakate. Heute entscheidet die „Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen„, welche Bibelverse über einen Monat oder ein ganzes Jahr gestellt werden.

Für das Jahr 2013 wurde ein Satz aus dem Hebräerbrief Kapitel 13 Vers 14 ausgewählt:

„Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“

Dieser Satz irritiert zunächst mehr, als dass er tröstet, weil Jenseitiges betont wird statt unser Leben hier und jetzt. Bieten diese Worte Inspiration, Herausforderung und Trost?

Wo ist mein Zuhause? Was bleibt? Wonach suche ich und wonach lohnt es sich zu suchen? Welche Gedanken und Empfindungen verbinde ich mit der Vorstellung von Ewigkeit?

Ich lebe in so vielen Spannungen und die existenziellste von allen ist die zwischen Leben und Tod. Ich habe hier zwar keine bleibende Stadt, aber hier ist meine Realität, inmitten dieser Vergänglichkeit bin ich lebendig. Diese zukünftige Stadt wirkt so weit weg, so theoretisch, so unkonkret. Die Jahreslosung erinnert mich an meine Sterblichkeit und an meine Hoffnung auf ein Leben mit Gott in der Ewigkeit. Ja, dieser Vers fordert mich heraus, inspiriert mich und tröstet mich zugleich.